Pöll. Was ists? was gibts denn? rennt mich euer Mädel beynahe übern Haufen. Was fehlt euch denn, Mutter?
Marg. Ach mein Unglück nimmt noch kein Ende – Mann, Vermögen und alles verloren und nun meine älteste Tochter gar wahnsinnig –
Pöll. Was sagt ihr da, Frau?
Margrethe. Vorhin kam sie herein, gab lauter verkehrte Antworten, schrie man solle ihrem Vater helfen; und kannte mich anfangs gar nicht – Dann sprach sie wieder verwirrtes Zeug von des Pachters Willhelm, von ihren Kindesjahren, und von Trauung – darauf lief sie ans Fenster der Kopf war ihr ganz zerrüttet – glaubte zween Männer im Strom schwimmen zu sehen, ihren Willhelm darunter, und so lief sie ganz von Sinnen wieder hinaus – Es drückt mir das Herz noch ab!
Pöll. in sich gekehrt.) Vater unser im Himmel dort oben – Wenn wirst du unsern Jammer enden! Ich that unrecht, daß ich wider dich murrte, als mir die Wellen mein Schiff verschlangen, Du liesest mir doch noch die Hütte da, um dem Wind und der Kälte zu wehren; gabst mir keine Kinder, um mich durch sie doppelt zu strafen! – Das Herz blutet mir ob euerem Jammer gute Frau, Hätt ich bey meiner Rückkunft mein Häuschen vom Sturm zerschmettert, oder auch von Wellen mit fortgerissen
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/53&oldid=- (Version vom 24.10.2016)