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Wind, und das schreckliche Krachen der Eisschollen! hört! – hört! hu! hu!

Marg. Was fehlt dir, mein Kind? bist du krank? Um Gotteswillen, wie starr dir die Augen sind! Komm! leg dich zur Ruhe!

Rösch. Nein! Nein! Nein! da ist mir recht wohl! da kann ich recht um mich sehen, dahin und dorthin – und seht! seht! wie fürchterlich das Eis donnert! wie pfeilschnell der Strom die Schollen mit fortreißt! Ha! was schwimmt dort? Helft! helft! um Gotteswillen helft! – die Mühle, mein Vater! – mein Willhelm!

Marg. Du mein Gott! sie ist wahnwitzig.

Liesch. Was ist denn der Schwester! Rose, Rose! was ist dir denn?

Marg. Das hat noch zu meinem Unglück gefehlt! Ach! womit haben wirs verdient, daß uns der liebe Gott so hart heimsucht und züchtigt!

Rösch. Sind sie heraus – sind sie heraus! – so gebt mir doch Antwort! O ihr abscheulichen Leute, wie sie drüben stehen am Ufer, und winken und rufen – und keins hilft dem armen Vater – Wo ist er? wo ist er? – O! ihr habt ihn gewis ertrinken laßen – du mein Gott! so erbarmt sich denn keines der armen Kinder! (seufzt tief, kömmt etwas zu sich, starrt die Mutter an.) Wer seyd ihr, garstiger Mann! mit eurem finstern Blick? Ihr hättet eurem Nachbarn dem braven Müller helfen können, und habts nicht gethan – und er gab euch doch und euren Kindern oft Brod.

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Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/50&oldid=- (Version vom 24.10.2016)