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Weiler. O Mann! Mann! wohl einer solchen Tochter unwerth!

Leobold. Wissen Sie lieber Weiler – unser schöner Garten ist ganz zu Grunde gerichtet – ein unbeträchtlicher Verlust! – Aber unser kleines Sansçouci! – Es war seit ich Sie kenne, immer mein Lieblingsaufenthalt gewesen. Weiler da wars, wo ich Sie zum erstenmale sah – Ihre Blicke konnten in meiner Seele lesen – (Weiler küßt ihr die Hand.) Wie wir da so manchen heitern Sommerabend verträumten. – Es gieng mir sehr nahe, weil der Ort mir um Ihrentwillen so theuer war! – Aber wenn gleich – hätte nur die Flut so vieler Armen geschont.

Weiler. O Leopoldine! es ist ein schrecklicher Anblick, – Die Regierung fodert den treuesten Plan des allgemeinen Schadens anzugeben. Es ist zwar nicht ganz mein Beruf, aber Menschenpflicht hieß mir selbst Augenzeuge davon zu seyn. Hätten sie gesehen Leopoldine! – Doch ich würde ihrem menschenfreundlichen Herzen zu wehe thun wenn ich Ihnen den beklagenswehrten Zustand schildern wollte, indem ich beynahe die Hälfte unserer armen Einwohner fand. Ich verwandte die ganze Nacht dazu, unserm großen Fürsten einen eigenhändigen Bericht davon abzustatten – denn ich kenne meine Mitkollegen. Ich will, ich darf es nicht dulden, das unser Regent, der so väterlich für jeden seiner Unterthanen sorgt, hintergangen wird. Auch hab ich in diesen dreyvierteljahren, wo ich hier bin zu viele Ungerechtigkeiten entdeckt –

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Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/43&oldid=- (Version vom 24.10.2016)