„Här’ zu“, sagte Nachtigall nach einigem Zögern. „Wenn ich einem auf der Welt vergennte – aber, wie macht man nur –“, und plötzlich: „Hast du Courage?“
„Sonderbare Frage“, sagte Fridolin im Ton eines beleidigten Couleurstudenten.
„Ich meine nicht soo.“
„Also wie meinst du eigentlich? Wozu braucht man bei dieser Gelegenheit so besondere Courage? Was kann einem denn passieren?“ Und er lachte kurz und verächtlich.
„Mir kann nichts passieren, heechstens, daß ich zum letzten Male heite – aber das ist vielleicht auch soo.“ Er schwieg und blickte wieder durch den Vorhangspalt hinaus.
„Na also?“
„Wie meinst du?“ fragte Nachtigall wie aus einem Traum.
„Erzähl’ doch weiter. Wenn du schon einmal angefangen hast... Geheime Veranstaltung? Geschlossene Gesellschaft? Geladene Gäste?“
„Ich weiß nicht. Neilich waren dreißig Menschen, das erstemal nur sechzehn.“
„Ein Ball?“
„Natürlich ein Ball.“ Er schien jetzt zu bereuen, daß er überhaupt gesprochen hatte.
„Und du machst Musik dazu?“
Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Berlin, S. Fischer 1926, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Traumnovelle.djvu/47&oldid=- (Version vom 1.8.2018)