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„Wie, heute noch spielst du?“

„Ja, dort fangt es nämlich erst um zwei an.“

„Das ist ja besonders fein“, sagte Fridolin.

„Ja und nein“, lachte Nachtigall, wurde aber gleich wieder ernst.

„Ja und nein –?“ wiederholte Fridolin neugierig.

Nachtigall beugte sich über den Tisch zu ihm.

„Ich spielle heute in einem Privathaus, aber wem es gehärt, weiß ich nicht.“

„Du spielst also heute zum erstenmal dort?“ fragte Fridolin mit steigendem Interesse.

„Nein, das drittemal. Aber es wird wahrscheinlich wieder ein anderes Haus sein.“

„Das versteh’ ich nicht.“

„Ich auch nicht“, lachte Nachtigall. „Besser du fragst nicht.“

„Hm“, machte Fridolin.

„Oh, du irrst dich. Nicht was du glaubst. Ich hab’ schon viel gesehen, man glaubt nicht, in solchen kleinen Städten – besonders Rumänien –, man erläbt vieles. Aber hier..“ Er schlug den gelben Fenstervorhang ein wenig zurück, blickte auf die Straße hinaus und sagte wie für sich: „Noch nicht da,“ – dann zu Fridolin, erklärend, „nämlich der Wagen. Immer holt mich ein Wagen ab, und immer ein anderer.“

„Du machst mich neugierig, Nachtigall“, meinte Fridolin kühl.

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Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Berlin, S. Fischer 1926, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Traumnovelle.djvu/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)