Unsinn! – „Mein liebes Kind, ich danke dir sehr“ … – „Mein liebes Kind, bevor ich von hinnen gehe, will ich es nicht verabsäumen“ … – Na, Briefschreiben war auch nie meine starke Seite … „Mein liebes Kind, ein letztes Lebewohl von deinem Gustl“ … – Die Augen, die sie machen wird! Ist doch ein Glück, daß ich nicht in sie verliebt war … das muß traurig sein, wenn man eine gern hat und so … Na, Gustl, sei gut: so ist es auch traurig genug … Nach der Steffi wär’ ja noch manche andere gekommen, und am End’ auch eine, die was wert ist – junges Mädel aus guter Familie mit Kaution – es wär’ ganz schön gewesen … – Der Klara muß ich ausführlich schreiben, daß ich nicht hab’ anders können … „Du mußt mir verzeihen, liebste Schwester, und bitte, tröste auch die lieben Eltern. Ich weiß, daß ich euch allen manche Sorge gemacht habe und manchen Schmerz bereitet; aber glaube mir, ich habe euch alle immer sehr lieb gehabt, und ich hoffe, du wirst noch einmal glücklich werden, meine liebe Klara, und deinen unglücklichen Bruder nicht ganz vergessen“ … Ah, ich schreib’ ihr lieber gar nicht! … Nein, da wird mir zum Weinen … es beißt mich ja schon in den Augen, wenn ich dran denk’ … Höchstens dem Kopetzky schreib’ ich
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/058&oldid=- (Version vom 1.8.2018)