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auf meine Leut’ aufgepaßt, ob sie andächtig sind und sich ordentlich benehmen … – Möcht’ in die Kirche hineingeh’n … am End’ ist doch was dran … – Na, heut nach Tisch werd’ ich’s schon genau wissen … Ah, „nach Tisch“ ist sehr gut! … Also, was ist, soll ich hineingeh’n? – Ich glaub’, der Mama wär’s ein Trost, wenn sie das wüßt’! … Die Klara gibt weniger drauf … Na, geh’n wir hinein – schaden kann’s ja nicht!

Orgel – Gesang – hm! – was ist denn das? – Mir ist ganz schwindlig … O Gott, o Gott, o Gott! ich möcht’ einen Menschen haben, mit dem ich ein Wort reden könnt’ vorher! – Das wär’ so was – zur Beicht’ geh’n! Der möcht’ Augen machen, der Pfaff’, wenn ich zum Schluß sagen möcht’: Habe die Ehre, Hochwürden; jetzt geh’ ich mich umbringen! … – Am liebsten läg’ ich da auf dem Steinboden und tät’ heulen … Ah nein, das darf man nicht tun! Aber weinen tut manchmal so gut … Setzen wir uns einen Moment – aber nicht wieder einschlafen wie im Prater! … – Die Leut’, die eine Religion haben, sind doch besser dran … Na, jetzt fangen mir gar die Händ’ zu zittern an! … Wenn’s so weitergeht, werd’ ich mir selber auf die Letzt’ so ekelhaft, daß ich mich vor lauter Schand’ umbring’! – Das alte Weib da

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Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/053&oldid=- (Version vom 1.8.2018)