selbst keine andre Deutung möglich. Von den Scheerenfühlern sind in meinem Material nur die letzten beiden eigentlichen Scheerenglieder vorhanden, die ersten Glieder, von denen 3–5 angenommen werden, fehlen uns bisher. Die Scheerenglieder selbst sind mir wie gesagt mehrfach vorgekommen und ich habe daher auch 4 Exemplare derselben abbilden können (T. IV, F. 4, 5; T. VII, F. 7, 8). Die erste Figur (T. IV, F. 4) stellt zwei vollständige zu einem und demselben Kopf gehörige Scheeren dar, die aber leider auf dem Transport gelitten haben; die übrigen Figuren einzelne mehr oder weniger vollständige Scheerenglieder. Die Scheerenglieder haben entweder die breitere gekrümmte Form wie auf T. IV, F. 4, die mit der bei P. anglicus übereinstimmt; oder die gestreckte Form wie bei P. bilobus (so T. IV, F. 5, wo die Zähne missrathen sind; T. VII, F. 7, 8); am meisten stimmt zu unsern Scheeren das grosse Exemplar bei Woodward l. c. T. XI, F. 3, das von ihm zu P. bilobus var. perornatus gebracht wird. Der grosse Endzahn des festen Scheerengliedes scheint über den des beweglichen überzugreifen. Die einzelnen Zähne sind von sehr ungleicher Grösse, die grossen von eilanzettlicher Form, und wie in T. VII, F. 8 a zu sehn ist, deutlich längsgestreift, so zwar, dass die feinen scharfen erhabenen Streifen besonders an mittelgrossen Zähnen, nach der Basis zu dichotomiren, wie das auch bei P. gigas Salt. (Salt. et Huxl. l. c. T. IX, F. 1, 3) angegeben wird. An den grössern Zähnen schieben sich feinere Streifen zwischen die gröbern ein; an den kleinern sind sie gleich stark und spalten sich nach unten. Die Streifen stehn nicht sehr dicht; es kommen etwa 5 auf 1 mm. Specifische Charaktere können wir an unsern Scheeren nicht finden, doch scheinen einige englische Arten solche zu besitzen. Unsre Scheeren erreichen (T. VII, F. 7) die beträchtliche Länge von 145 mm., eine kleinere (T. V, F. 5) ist 70 mm. lang. Wir glauben die Länge der Scheeren ungefähr mit der Länge des Kopfschildes gleich setzen zu dürfen.
Die vordern Kaufüsse (Endognaths nach Woodward), sind uns von der öselschen Art so gut wie gar nicht bekannt. Das Stück T. IV, F. 9 hielt ich anfangs für ein Grundglied eines der vordern Fusspaare, dem die gezahnte Partie fehlt. Erst später habe ich mich überzeugt, dass es weiter nichts ist als ein Fetzen des grossen Operculum der Unterseite; die gebrochene Linie auf der Hinterseite des abgebildeten Stücks entspricht genau dem pfeilförmigen Vorderende des Medianzipfels des Operculum (T. V, F. 1), auch die Sculptur stimmt. Ebenso fehlen mir sichere Palpen. Die beiden gegliederten Fusstheile, die T. VII, F. 9 abgebildet sind, könnte man hierher rechnen, doch weichen sie von den verwandten Arten durch Kürze und Gedrungenheit der Glieder (deren ich an einem Fuss 4, am andern 3 zähle), so wie dadurch ab, dass die Glieder am hintern, distalen Ende beweglich eingelenkte Stacheln tragen, wie solche bei Eurypterus bekannt, bei Pterygotus aber, mit Ausnahme von P. taurinus Salt. (Woodward l. c. p. 75, F. 14), unbekannt sind.
Dagegen ist das letzte Fusspaar (Exognath), der grosse Schwimmfuss, mit seinem mächtigen Grundgliede vorhanden: das Grundglied oder Coxa der Engländer (T. IV, F. 6; T. Va, F. 13) sogar in mehren Exemplaren. Es ist von vierseitigem Umriss; die Vorder- und die verkürzte Hinterseite convex, die Innenseite nach vorn vorgezogen und concav;
Friedrich Schmidt: Miscellanea silurica III. , St. Petersburg 1883, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schmidt_Miscellanea_Silurica_III.djvu/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)