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F. 2 auf T. Va sehen wir die Unterseite des Rumpfs unsres Pterygotus von oben. Wir sehn hier alle 5 Blattfüsse, die einzelnen mit ihrem vordern Rand über den hintern Rand des nächstvorhergehenden sich hinüberschieben. Zugleich sind die Blattfüsse von vorn nach hinten abwärts geneigt, wie das bei der natürlichen Lage derselben nach Analogie mit Eurypterus zu erwarten war. Die Sculptur der Aussenseite zeigt grosse Schuppenzeichnung, die über die ganze Oberfläche verbreitet ist. Die Schuppen sind am Vorderrand feiner, nach hinten grösser, ganz wie auf den Thoraxgliedern der Oberseite; nur zeigen sie überhaupt eine stärkere Tendenz zu spitzer Endigung als auf der Oberseite. Die Innenseite (nach der Leibeshöhle zugekehrte Seite) der Blattfüsse, die bei Eurypterus eine ähnliche Schuppenzeichnung zeigt wie die Aussenseite, besteht bei Pterygotus ebenfalls aus einer durchlöcherten Lamelle (T. Va, F. 4 a, wo auch Andeutungen von Gefässen zu sehn sind) wie der hintere Umschlag der dorsalen Thoraxglieder (die oben S. 67 citirte Figur von Alth bezieht sich auf den vordersten Blattfuss), nur dass diese Lamelle bei den Blattfüssen über die ganze Innenfläche sich erstreckt und nicht blos längs dem Hinterrand verläuft wie bei den Dorsalgliedern. Es sind eben geschlossene Platten. Die Poren in der innern Lamelle mögen zu den auf ihrer Oberfläche befindlichen Kiemen in Beziehung gestanden haben, die in England (s. oben S. 47) wiederholt nachgewiesen, bei uns aber trotz der sonst guten Erhaltung unsres Materials nicht zu erkennen gewesen sind. Aehnliche Poren wie auf der Innenlamelle der Blattfüsse konnte ich auch auf der innern der Kopfhöhle zugewandten Seite des Metastoma (T. Va, F. 16 a) nachweisen.

Was den Bau der Abdominalglieder und des Schwanzgliedes (Telson) betrifft, so habe ich kaum Neues hinzuzufügen. Die Einlenkung erfolgt ganz analog wie bei den dorsalen Thoraxgliedern und ist durch einen rinnenartigen Falz am Vorderrande charakterisirt, an den sich die vordere glatte, nicht ornamentirte, nur fein quergestreifte Gelenklamelle anschliesst (T. Va, F. 10); der Falz reicht wie bei den Thoraxgliedern nicht bis an die Vorderecken, die auch hier wie bei den letztern vorspringen und bis zum Vorderrande schuppig gezeichnet sind. Es liegt hier also wieder ein Unterschied von Eurypterus vor, bei dem die regelmässig gebildete und abgegränzte Gelenkfläche den ganzen Vorderrand der Ringglieder einnimmt. An den Vorderecken ist die Vorder- und Hinterseite der Ringglieder durch eine übergespannte schuppig gezeichnete Brücke verbunden, (T. V, F. 5; T. Va, F. 9), durch deren Zusammenfalten bei von oben nach unten zusammengedrückten Exemplaren die Vorsprünge an den Vorderecken entstehn mögen. Bei den Abdominalgliedern springt der Vorderrand der Bauchseite convex (s. Holzschn. 3 u. 4 und T. Va, F. 11) vor, während derjenige der obern Seite gerade verläuft oder selbst concav ist. Die Schuppenzeichnung ist gleichmässig auf beiden Seiten und analog wie bei den Thoraxgliedern ausgebildet, nur dass die Schuppen die ganze Fläche der Glieder einnehmen, wenn sie auch nach hinten zu schwächer (T. V, F. 6 b)werden.

In Rootziküll kommt eine Pterygotus-Art in zahlreichen Bruchstücken und isolirten Gliedern vor (namentlich Leibesgliedern), die dem P. bilobus Salt. und auch dem P. gigas Salt. nahe steht, die ich aber doch einiger Abweichungen wegen als Pterygotus osiliensis neu beschreiben muss. Abweichungen in der Form des Metastoma und des Schwanzschildes

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Friedrich Schmidt: Miscellanea silurica III. , St. Petersburg 1883, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schmidt_Miscellanea_Silurica_III.djvu/73&oldid=- (Version vom 1.8.2018)