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Fortsätze, deren ich auf T. Va eine ganze Reihe abgebildet habe (F. 1, 5, 6; s. auch T. VII, F. 10), für nichts Anderes halten als für einfache Vorsprünge der Vorderecken der dorsalen Thoraxglieder, die der Krümmung der Hinterecken dieser Glieder entsprechen und also einfach zum Schutz der Aussenwand des Thieres dienten. Die Muskelansätze an den besprochenen Fortsätzen sind keine andere als in den übrigen Theilen der Thoraxglieder, wenn wir mit Nieszkowski[1] die schuppenartige Zeichnung der Schaale bei den Eurypteriden als den Muskelansätzen entsprechend ansehn. Dass es sich wirklich so verhält, davon habe ich mich an jungen dünnschaaligen Exemplaren von. Limulus selbst überzeugen können.

Der hintere Umschlag der Leibesglieder besteht wie bei Eurypterus aus einer nicht schuppig ornamentirten Lamelle, die sich über das hinterste Drittel der Segmente in einem breiten Bande hinzieht. Die Lamelle ist aber nicht solid wie bei Eurypterus, sondern von zahlreichen feinen Poren (vergrössert T. Va, F. 16 b) durchbohrt, die besonders am Hinterrande (T. IV, F. 3) und an den Seiten dichter gedrängt erscheinen. Zu den Löchern verlaufen oft feine Gefässe (T. V, F. 6 b unten; T. Va, F. 8 a), die ich aber nie in ein so regelmässiges Netzwerk angeordnet gesehn habe, wie es Alth (über die palaeozoischen Gebilde Podoliens 1874, p. 53 T. IV, F. 10 a, b) darstellt. Er hat übrigens die wahre Natur des abgebildeten Stücks, als einer besondern Lamelle angehörig, nicht erkannt, sondern glaubt eine Modifikation der gewöhnlichen Schuppenzeichnung vor sich zu haben. Dennoch ist er der Erste, der auf das in Rede stehende Gebilde aufmerksam gemacht hat. Die englischen Arbeiten erwähnen nichts dergleichen.

Die erwähnten feinen Poren stehn, wie gesagt, in Verbindung mit feinen Gefässen, deren Spuren als feine schwarze Röhrchen sich stellenweise noch im Gestein nachweisen liessen. Und zwar besonders an einer Stelle (T. Va, F. 8 a) wo zwei solcher durchlöcherter Lamellen (n und o) in geringem Abstande von einander verlaufen, nämlich am Seitenumschlage eines Thoraxgliedes. Dieser Seitenumschlag ist an mehren Stellen von mir constatirt worden (z. B. T. Va, F. 2, 7, 8), wenn ich ihn auch nicht so vollständig habe bloss legen können wie bei Eurypterus und nicht genau sagen kann, wie weit er auf den Pleuren nach innen reicht. Er schlägt sich unter scharfer (wohl auch gesägter T. IV, F. 3) solider Kante nach unten um und entfernt[WS 1] sich je mehr nach innen, desto mehr von der obern Schaale der Pleuren (T. Va, F. 7). Er ist sofort von der im übrigen gleichartigen obern Schaale zu unterscheiden durch die im entgegengesetzten Sinn ausgeprägten Schuppenornamente (T. Va, F. 8 a in m und p). Erscheinen diese auf dem Umschlag convex, so sind sie auf der angränzenden Oberschaale concav, und umgekehrt. Der Seitenumschlag zeigt ebenso an seinem hintern Rande den durchlöcherten hintern Umschlag und hier, wo zwei solche hintere Umschlagslamellen in ganz geringem Abstande von einander verlaufen habe ich auch diese Gefässe auf beiden Lamellen (n und o) constatirt (T. Va, F. 8 a).


  1. Archiv für Naturkunde Liv-, Est- und Kurlands, Ser. I, Bd. II, p. 335.

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Friedrich Schmidt: Miscellanea silurica III. , St. Petersburg 1883, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schmidt_Miscellanea_Silurica_III.djvu/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)