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übergeht Woodward dieses Epistoma mit Stillschweigen, nachdem er das Operculum, das ebenfalls früher für ein Epistoma gehalten wurde, an seinen richtigen Platz gebracht hat. Auf unsrer T. IV, F. 2 ist nun eine Platte abgebildet, die in einem Stück mit dem Kopfschild F. 1 gefunden, augenscheinlich zu diesem gehört und in ihrer Form deutlich an das erwähnte Huxley-Salter’sche Epistoma erinnert. Die Deutung dieses Stücks hat mir anfangs schwierig geschienen, da es aber in seinem bogigen Vorderrand genau die Contur des dahinter liegenden Kopfschildes wiederholt, so kann es nicht gut etwas Anderes als der bisher unbekannte innere Umschlag des Kopfschildes selbst sein, der auch bei Eurypterus öfters getrennt gefunden wird. Die Schuppenzeichnung spricht ebenfalls für unsre Deutung, da die Convexität der Schuppen ganz wie bei dem vordern Kopfumschlag des Eurypterus (T. III, F. 3 a) nach dem Vorderrande zu gewandt ist. Unser Umschlag besteht aus mehren Stücken: zunächst aus einer mittlern vierseitigen Platte, die durch Näthe jederseits mit einer dreiseitigen Platte verbunden ist. Die Andeutung dieser Dreitheilung finden wir bereits bei der oben erwähnten Figur T. I, F. 1 von Huxley und Salter. Die Vorderränder aller drei Platten bilden einen zusammenhängenden Bogen, der dem Vorderrande des Pterygotus-Kopfes bis hinter die Augen entspricht. Die mittlere Platte zeigt noch eine Mediannath, die nach vorn nicht ganz bis zum Vorderrande reicht und nach hinten in eine feine Spalte übergeht. Vom hintern Rande der Mittel-Platte gehn noch ein paar stumpf dreieckige Plättchen nach hinten, von denen ich annehme, dass sie zu den Grundgliedern der grossen Scheerenfühler gehören oder mit ihnen in Verbindung stehn, deren Ansatzpunkt also nicht so weit nach vorn gerückt werden darf, wie es bisher geschehn ist. Er kommt vielmehr so ziemlich in die Mitte des Kopfschildes zu stehn. An den vordern Bogenplatten ist absolut nichts von irgend einer Ansatzstelle vorhanden.

Wir hatten oben darauf hingewiesen, dass unsere Umschlagsplatte mit dem Epistoma von Huxley und Salter identisch sei: das bezieht sich aber nur auf die Originalzeichnung T. I, F. 1 a, die restaurirte Figur T. XV, F. 6 zeigt das Epistoma mit der Convexität nach hinten, gewissermaassen als äusseres Vordach vor der Mundöffnung. Ich hatte versucht auch für unsre fragliche Platte eine solche Deutung anzunehmen, musste aber davon abgehn, weil bei einer Umkehrung der Platte eine gar zu unnatürliche Figur herauskam; ihre Beschaffenheit ist auch so zart, dass sie ganz wohl als innerer Umschlag, aber nicht wohl als besondere frei hervorragende Platte behandelt werden kann; zu dem stimmt wie gesagt die Anordnung der schuppenartigen Erhabenheiten gut zu unsrer Deutung. Ein freies Epistoma musste eine obere und untere Schaale haben, wie das Metastoma; das ist aber nun bei unserer Platte durchaus nicht der Fall; es ist nur eine dünne Haut zu sehn, die eben dem vordern Umschlag des Kopfschildes angehört.

Das Kopfschild liegt nicht ganz flach ausgebreitet auf wie bei Eurypterus, sondern biegt sich an den Seiten ein (T. IV, F. 1, 2, 3), so dass das halbe Auge und der Seitenrand auf die Unterseite kommen; erst hier schliesst der Seitenrand mit scharfer Kante ab.

Am Thorax des Pterygotus sind wir ebenfalls im Stande einige neue Beobachtungen mitzutheilen

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Friedrich Schmidt: Miscellanea silurica III. , St. Petersburg 1883, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schmidt_Miscellanea_Silurica_III.djvu/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)