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In trüben Massen gähret noch die Welt,
Und keine Friedenshofnung strahlt von fern.
Ein Tummelplatz von Waffen ist das Reich,

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Verödet sind die Städte, Magdeburg

Ist Schutt, Gewerb und Kunstfleiß liegen nieder,
Der Bürger gilt nichts mehr, der Krieger alles,
Straflose Frechheit spricht den Sitten Hohn,
Und rohe Horden lagern sich, verwildert

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Im langen Krieg, auf dem verheerten Boden.

     Auf diesem finstern Zeitgrund mahlet sich
Ein Unternehmen kühnen Uebermuths
Und ein verwegener Charakter ab.
Ihr kennet ihn – den Schöpfer kühner Heere,

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Des Lagers Abgott, und der Länder Geissel,

Die Stütze und den Schrecken seines Kaisers,
Des Glückes abentheuerlichen Sohn,
Der von der Zeiten Gunst emporgetragen,
Da Ehre höchste Staffeln rasch erstieg,

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Und ungesättigt immer weiter strebend,

Der unbezähmten Ehrsucht Opfer fiel.
Von der Partheyen Gunst und Haß verwirrt
Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte,
Doch euren Augen soll ihn jetzt die Kunst,

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Auch eurem Herzen, menschlich näher bringen.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_245.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)