Seite:Schiller Musenalmanach 1799 215.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nahe schon war. Da dacht’ ich des holden Mädchens Beschämung,

60
Wenn ich ihr brächte das Tuch und die künstlichgewebeten Spitzen:

Siehe nun fehlte die Hand, es trennte sich plötzlich der Maschen
Jegliche, bis an das End’, und ein Schrecken ergriff mir die Seele,
Wie ich das sichre Vertrauen so ungehoft mir getäuscht sah.
Manches ersann ich im Geist zu entschuldigen, was ich gefehlet,

65
Als ich Alinen mich nahte, der Fertigkeit Zeugnis zu bringen,

Doch nichts schien mir bewährt zur Vertheidigung; voll der Beschämung
Stand ich und hörte die Worte des ernstlich-warnenden Mädchens,
Welche sie sprach von dem Ruhm der Bescheidenheit, und von dem Stolze,
Den in der Brust stets trüge der Mann, daß jegliches Werk ihm,

70
Das er ergreift, leicht scheine mit klugem Geist zu fördern,
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_215.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)