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     Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,

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Ihn jagen der Sorge Qualen,

Da schimmern in Abendroths Strahlen
Von ferne die Zinnen von Syrakus,
Und entgegen kommt ihm Philostratus,[1]
Des Hauses redlicher Hüter,

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Der erkennet entsetzt den Gebieter:


     Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet’ er

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Mit hoffender Seele der Wiederkehr,

Ihm konnte den muthigen Glauben
Der Hohn des Tirannen nicht rauben.

     Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht
Ein Retter willkommen erscheinen,

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So soll mich der Tod ihm vereinen.

Deß rühme der blutge Tirann sich nicht,
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweye,
Und glaube an Liebe und Treue.

  1. Möros’ Diener.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_181.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)