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Umirrend die Felsgestade
Vom Nebelzeugenden See?

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     Ach, nimmerjagt er’s scheue Reh

Kehrt nimmer zum heimischen Heerde,
Es rauscht mir so traurig der dunkle See
Und jede Welle, sie seufzet Weh.
Laut winselt der Jagden Gefährte,

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Stets blieb mit treuem Geleite

Er seinem Gebieter zur Seite
Jezt liegt er am Ufer allein!
Verkündet’s nächtliche Lüfte
Umfangen die feuchten Grüfte,

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Des Jünglings starres Gebein?“


     Da rauscht die Luft, ein Sturm erhebt
Der See die schäumenden Wogen,
Und bleich aus dem Dufte der Nacht gewebt
Schwankt leis ein Dunstbild empor und schwebt

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Vom Sturm ans Ufer gezogen.

Die hohe Gestalt erreichet
Die Nebelwolken, es zeiget
Gelenkt und ungespannt,
Blaß wie aus neblichter Ferne

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_167.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)