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Jüngling.

     O Neigung sage wie hast du so tief
Im Herzen dich verstecket?
Wer hat dich, die verborgen schlief,

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Gewecket?

Ach Liebe du wohl unsterblich bist!
Nicht kann Verrath und hämische List
Dein göttlich Leben tödten.

Müllerinn.

     Liebst du mich noch so hoch und sehr,

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Wie du mir sonst geschworen,

So ist uns beyden auch nichts mehr
Verlohren.
Nimm hin das vielgeliebte Weib!
Den jungen, unberührten Leib,

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Es ist nun alles dein eigen!


Jüngling.

     Nun Sonne geh hinab und hinauf,
Ihr Sterne leuchtet und dunkelt!
Es geht ein Liebesgestirn mir auf
Und funkelt.

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Solange die Quelle springt und rinnt,

Solange bleiben wir gleichgesinnt,
Eins an des anderen Herzen.

GOETHE.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_132.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)