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Stammelt sie in Hellas Tönen,

Faßt sie doch den Künstler schnell;
Von der Anmuth und dem Schönen
Spricht sein Auge glänzend hell.
     Es verklärt sich mit den Zügen

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Die sein Pinsel scheu entwirft;

Kein Betrachten kann ihm gnügen,
Wie er auch den Nektar schlürft.
Göttin nannt’ er sie der Liebe:
Ach! er fühlet ihr Gesetz,

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Und befangen alle Triebe

In der eignen Dichtung Netz.
     Ruh und Sinn ist ihm entflohen,
Daß er träumend alles thut.
Nicht den zürnenden Heroen

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Fürchtet sein entflammter Muth.

Aber sein Vertraun beschämen?
Raub am theuren Pfand begehn?
Nein, er will sich streng bezähmen,
Und die Wünsche nicht gestehn.

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     Forschend nach der Schönen Bilde

Tritt der junge Held herein:
Prangend hoch in Helm und Schilde
Kommt er aus der Krieger Reihn.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_088.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)