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     Aber seit ein nahmenloses Sehnen,
Süß und quälend, seine Brust entzweyt,
Seit der Wahn des nie erblickten Schönen
Ihn berauscht mit Allvergessenheit,

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Ließ er ruhn die kunstbegabten Hände,

Unbesorgt, ob er ein Werk vollende,
Das nur halb, mit zweifelhaftem Sieg,
Aus dem Stein ins Leben stieg.

     Nun, da zu der holden Unsichtbaren

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Ihn hinan des Muthes Fittig trägt,

Will er seinen Augen offenbaren,
Was sein Busen heimlich längst gehegt.
In der Flut begeisternder Gedanken,
Die entbunden um die Sinne schwanken,

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Liebeglühend, tritt Pygmalion

In der Werkstatt Pantheon.

     Und, o Wunder! in verklärtem Lichte
Stehen rings die stolzen Bilder da;

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_133.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)