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Dein Bild hab’ ich dir abgedrungen,
Und in mein ganzes Selbst verwebt,

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Mit Liebeskraft umschlungen,

Durch Liebeshauch belebt.

     Mir hallen in der Seele tiefsten Tiefen
Die Melodieen deiner Worte nach;
Da werden tausend Kräfte, welche schliefen,

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Bei dem geheimnißvollen Rufe wach.

Erschaffen wird in mir ein Wille,
Zu hohen Thaten stark und frei,
Und deiner Tugend Fülle
Gebiert mein Inn’res neu.

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     Ich kann’s nicht bergen, nicht mein Herz belügen,

Und träfe mich auch dein gerechter Spott;
Dich zu erreichen, dich zu überfliegen,
In dem Gedanken schwärm’ ich mich zum Gott.
Du kannst nicht diesen Trotz verdammen,

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Und siegt’ ich auch, dein wär der Ruhm!
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_114.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)