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Sie trug auf ihren Armen mich ins Leben,
Sie leite mich mit sanfter Hand zum Tod.

Paulet (zu Burleigh).
Laßt es geschehn.

Burleigh.
 Es sey.

Maria.
 Nun hab’ ich nichts mehr
Auf dieser Welt –

(Sie nimmt das Crucifix, und küßt es.)

 Mein Heiland! Mein Erlöser!
Wie du am Kreutz die Arme ausgespannt,
So breite sie jetzt aus, mich zu empfangen.

(Sie wendet sich zu gehen, in diesem Augenblick begegnet ihr Auge dem Grafen Leicester, der bei ihrem Aufbruch unwillkührlich aufgefahren, und nach ihr hingesehen – Bei diesem Anblick zittert Maria, die Knie versagen ihr, sie ist im Begriff hinzusinken, da ergreift sie Graf Leicester, und empfängt sie in seinen Armen. Sie sieht ihn eine Zeitlang ernst und schweigend an, er kann ihren Blick nicht aushalten, endlich spricht sie.)

Ihr haltet Wort, Graf Lester – Ihr verspracht
Mir euren Arm, aus diesem Kerker mich
Zu führen, und ihr leihet mir ihn jetzt!

(Er steht wie vernichtet. Sie fährt mit sanfter Stimme fort.)

Ja, Lester, und nicht bloß
Die Freiheit wollt ich eurer Hand verdanken.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)