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Es sey genug, daß man die Macht ihr nahm,
Muß man die armen Flitter ihr misgönnen?
In großes Unglück lehrt ein edles Herz
Sich endlich finden, aber wehe thut’s,
Des Lebens kleine Zierden zu entbehren.

Paulet.
Sie wenden nur das Herz dem eiteln zu,
Das in sich gehen und bereuen soll.
Ein üppig lastervolles Leben büßt sich
In Mangel und Erniedrigung allein.

Kennedy.
Wenn ihre zarte Jugend sich vergieng,
Mag sie’s mit Gott abthun und ihrem Herzen,
In England ist kein Richter über sie.

Paulet.
Sie wird gerichtet, wo sie frevelte.

Kennedy.
Zum Freveln fesseln sie zu enge Bande.

Paulet.
Doch wußte sie aus diesen engen Banden
Den Arm zu strecken in die Welt, die Fackel
Des Bürgerkrieges in das Reich zu schleudern,
Und gegen unsre Königin, die Gott
Erhalte! Meuchelrotten zu bewaffnen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Cottasche Buchhandlung, Tübingen 1801, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)