Seite:Schiller-Galerie.pdf/259

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

so zeichnet doch Maria sowol ihn als seine Art richtig, wenn sie ihm vorwirft, dass ihm der Nutzen über die Gerechtigkeit gehe.

Er treibt es kalten Blutes bis zum Justizmord an Maria, ja er möchte sogar, blos um der Ruhestörerin los zu sein, Paulet zum Meuchler an ihr machen:

Sie trotzt uns – wird uns trotzen, Ritter Paulet . . . .
Das Richterschwert, womit der Mann sich ziert,
Verhasst ist’s in der Frauen Hand. Die Welt
Glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes,
Sobald ein Weib das Opfer wird. Umsonst,
Dass wir, die Richter, nach Gewissen sprachen!
Sie hat der Gnade königliches Recht,
Sie muss es brauchen; unerträglich ist’s,
Wenn sie den strengen Lauf lässt dem Gesetze! . . . .
 Also soll sie leben? Nein!
Sie darf nicht leben! Nimmermehr! Dies, eben
Dies ist’s, was unsre Königin beängstigt. . . .
Wohl ständ’s zu ändern, meint die Königin,
Wenn sie nur aufmerksamre Diener hätte. . . .
Die, wenn man ihnen eine gift’ge Schlange
Zu hüten gab, den anvertrauten Feind
Nicht wie ein heilig theures Kleinod hüten.

Es hat etwas, was uns an des alten Cato „Ceterum censeo“ erinnert, wenn wir den starren Mann mit furchtbarer Beharrlichkeit beständig wieder auf die Forderung des Todes der schottischen Königin zurückkommen sehen:

 Es fordert
Das Haupt der Stuart. – Wenn du deinem Volk
Der Freiheit köstliches Geschenk, das theuer
Erworbne Licht der Wahrheit willst versichern,
So muss sie nicht mehr sein. – Wenn wir nicht ewig
Für dein kostbares Leben zittern sollen,
So muss die Feindin untergehn! . . . .
Kein Friede ist mit ihr und ihrem Stamm!
Du musst den Streich erleiden oder führen.
Ihr Leben ist dein Tod, ihr Tod dein Leben! –

wenn er alles, was die Erreichung dieses Ziels hindern könnte, aus dem Wege zu räumen sucht, wie den Besuch Elisabeth’s bei Maria:

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/259&oldid=- (Version vom 1.8.2018)