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ELISABETH, KÖNIGIN VON ENGLAND.
(Maria Stuart.)


Es wäre interessant, genauer den Gedankengang zu kennen, welcher Schiller veranlasste, seinen sonstigen Ansichten entgegen die grosse Königin, der England einen guten Theil seiner Blüte verdankt, mit so auffallender Härte zu behandeln, nur in wenigen Augenblicken die energische Natur, die grosse, königliche Seele, die Vertreterin jenes grossen Princips des Protestantismus in ihr zu zeigen, als welche Elisabeth in der Geschichte erscheint, während Maria, die den Katholicismus repräsentirt, wie dieser selber mit allem berauschenden Farbenreichthum geschildert ist. Es ist dies eine Concession an die Romantik, wie sie ihm sonst fremd ist.

Gleich im ersten Act, wo Burleigh dem Paulet die Nothwendigkeit andeutet, dass Maria sterben müsse, sowie die Gründe, die die Ausführung mislich machen, werden wir gegen Elisabeth eingenommen:

Ihr Mund wagt ihre Wünsche nicht zu sprechen;
Doch vielbedeutend fragt ihr stummer Blick:
Ist unter allen meinen Dienern keiner,
Der die verhasste Wahl mir spart?

Während der Abscheu des protestantischen Volks vor der Herrschaft des Papismus, sowie der daher stammende Wunsch nach der Hinrichtung Maria’s angedeutet wird:

Denn dieses war des Landes ew’ge Furcht,
Sie möchte sterben ohne Leibeserben,
Und England wieder Papstes Fesseln tragen,
Wenn ihr die Stuart auf dem Throne folgte –

so lässt man uns doch die Liebe des Volks zu Elisabeth kaum ahnen. Und wenn sich beim ersten Auftreten richtig das Gefühl ihrer Grösse ausspricht, wenn sie von letzterm sagt:

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)