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Aber wie soll man die Knechte loben,
Kömmt doch das Aergerniss von oben!
Wie die Glieder, so auch das Haupt!
Weiss doch niemand, an wen der glaubt!

Das offenbar Absichtliche des Seitenhiebes ruft sofort den Widerspruch hervor. Er sucht ihn durch verdoppelte Dosen und durch ein paar unbestreitbare Argumente zu entwaffnen, sagend:

Rühmte sich mit seinem gottlosen Mund:
Er müsse haben die Stadt Stralsund,
Und wär’ sie mit Ketten an den Himmel geschlossen.

Allein, da er gleich wieder fortfährt mit Verleumden, indem er behauptet, der Feldherr

Verleugnet, wie Petrus, seinen Meister und Herrn –

was die Soldaten wenigstens noch nicht wissen können, und wenn er endlich mit des Pudels Kern in dem Satze herausplatzt:

Lässt sich nennen den Wallenstein:
Ja freilich, er ist uns allen ein Stein
Des Anstosses und Aergernisses –

so hilft ihm nichts mehr, und er sieht nur noch diejenigen auf seiner Seite, die ihn gar nicht verstanden haben und blos seinem Rock glauben – die Kroaten.

Den geifernden Pater als Soldatenprediger trifft also just dasselbe Schicksal, wie viele ebenso aufrichtige Hofprediger, die das umgekehrte Verfahren beobachten wie er, und von denen man auch ganz ruhig einen Scheffel schmeichlerischer Lügen hinunterschluckt, weil sie einem schmecken, die man aber nichtsdestoweniger wie ihn hinauswirft, sobald sie sich unterstehen, ein einziges Quentchen unangenehmer Wahrheit darunter zu mischen, was in allen Fällen zeigt, dass dem Mächtigen predigen, sei es nun ein einzelner oder die Masse, eine kitzliche Sache ist, wenn man Hintergedanken hat, die einem die moralische Unantastbarkeit rauben.



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)