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die meist gerade da störrisch werden, wo der Politiker gar keine Möglichkeit mehr sieht, anders zu handeln.

Hat sie einmal der Verstand irre geleitet, so führt sie das Herz um so sicherer. Die geheime Liebe zu Wallenstein, um die sie selbst nicht weiss, die aber der Angelpunkt ihres ganzen Wesens ist, sie zwingt, in Noth und Tod mit ihm zu gehen, bricht in den letzten Scenen überall hervor und erwirbt ihr unsere ganze Theilnahme wieder; oder wer wäre nicht gerührt, wenn die grossartige, geistreiche, verstandesscharfe Frau, den tragischen Ausgang ahnend, die Worte fallen lässt:

– Wenn es uns fehl schlägt, wenn er zu dem Schweden
Mit leerer Hand, als Flüchtling, müsste kommen, . . . .
  Könnt’
Er selbst es auch ertragen, so zu sinken,
Ich trüg’s nicht, so gesunken ihn zu sehn –

oder ihn, da das Unglück schon hereingebrochen, in Eger bittet, sie nicht zurückzulassen:

Das gegenwärtige Unglück trägt sich leicht;
Doch grauenvoll vergrössert es der Zweifel
Und der Erwartung Qual dem weit Entfernten –

ja als ihre ganze Liebe sichtbar wird, da sie ihn ermuntern will:

O bleibe stark! Erhalte du uns aufrecht,
Denn du bist unser Licht und unsre Sonne.

Wie stark diese Leidenschaft war, zeigt sich am besten in ihrer Todesscene, wo sie Terzky’s kaum erwähnt, nur von Wallenstein spricht und unsere Bewunderung vollends durch die Seelengrösse erzwingt, mit der sie, ihr Schicksal mit ihm vereinend, sterbend spricht:

Wir fühlten uns nicht zu gering, die Hand
Nach einer Königskrone zu erheben –
Es sollte nicht sein – doch wir denken königlich
Und achten einen freien, muth’gen Tod
Anständiger, als ein entehrtes Leben.
– Ich habe Gift . . . .



Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/181&oldid=- (Version vom 1.8.2018)