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Geständnissen einer schönen Seele zurück; der Prinz ist ihrer beider Feind, das ist klar, und da gerathen freilich durch seine eventuelle Herrschaft nach ihrer Theorie sofort der Thron und Altar in Gefahr:

  Er denkt!
Sein Kopf entbrennt von einer seltsamen
Chimäre – er verehrt den Menschen. – Herzog,
Ob er zu unserm König taugt?

Alba erwidert zwar aus guter historischer Kenntniss:

 Das geht vorbei,
Trifft ihn einmal die Reihe, zu befehlen –

da er aber nichtsdestoweniger auf die Intrigue eingeht, beweist er ebendadurch nur um so mehr, wie es ihm viel mehr um sich als um den Staat zu thun ist. Wenn es ihm Vortheil bringt, so zeigt der Herzog überhaupt ein überraschendes Talent, die Dinge von sehr verschiedenen Seiten anzusehen, er wird allenfalls auch Staatsdiener; sagt er doch zu Philipp:

Dem Reiche bin ich mein geheimstes Wissen
Und meine Einsicht schuldig. Was ich sonst
Vermuthe, denke oder weiss, gehört
Mir eigen zu.

Freilich äussert er das nur, um sein Geheimniss theuerer zu verkaufen:

 Nicht Alles,
Was klar vor meiner Seele steht, ist reif
Genug für meinen König. Will er doch
Befriedigt sein, so muss ich bitten, nicht
Als Herr zu fragen –

aber er macht es in solchen Fällen, wie wir gleich darauf sehen, leicht zu plump und verfehlt das Ziel. Deutlich genug malt sich die innerlich gemeine Denkungsart in den ersten Worten, die er an Posa richtet:

 Der König ist
In Ihren Händen. Nützen Sie, so gut
Sie können, diesen Augenblick –

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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/164&oldid=- (Version vom 1.8.2018)