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Es ist die Strafe aller Despoten, dass sie nothwendig früher oder später zur Einsicht kommen müssen, wie sich Liebe und Wärme nur im Sonnenschein der Freiheit entwickeln, sie selbst also, die diese nicht aufkommen lassen, auch jener nie theilhaft werden, sie weder gewinnen noch verdienen können; das Gefühl dieser Isolirung muss mit Naturnothwendigkeit die eigene unerwiderte Neigung bei jeder Wahrnehmung in grenzenlosen Hass um so mehr verkehren, als sie aufrichtig war, muss gerade gegen den Gegenstand derselben tückisch und grausam machen. Es ist dies ein tragisches Verhängniss, dem wir denn auch Philipp endlich erliegen sehen, dessen verrathene Liebe zu Posa, der ihn aufgibt, sobald er sein Naturell erkennt, in die fürchterlichste Rachsucht gegen die Menschheit, welche jener ihm vorgezogen, umschlägt.

Der Künstler hat uns im Bild des stolzen Königs vorzugsweise jenes improductive, bigote und tückische Wesen gezeigt und es mit der echtesten Vornehmheit zu verbinden gewusst. Seiner Arbeit liegt das berühmte Bild Tizian’s zu Grunde, eines seiner unübertrefflichsten Porträts, das mit erschütternder Kraft ein Zeugniss von dem Charakter dieses Mannes ablegt, das ihn für alle Ewigkeit ebenso unwiderruflich als unwidersprechlich verdammt.



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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/125&oldid=- (Version vom 1.8.2018)