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solche Ladung die Kugel hinausstößt, um danach in größerer oder geringerer Entfernung den Punkt zu bestimmen, auf welchen man zielen, oder mit anderen Worten: wie hoch man halten muß, einen über die gewöhnliche Schußweite entfernten Gegenstand zu treffen.

Hierbei ist nun noch besonders zu beobachten, daß das Schloß wohl eingeölt sei und sich leicht und bei schwacher Berührung abdrückt, denn geht es schwer und muß man, wie das bei manchen Gewehren nur zu häufig der Fall ist, erst ordentlich hineinreißen, ehe man den Hahn zum Hinunterschlagen bringt, so versteht es sich von selbst, daß man dann nicht im Stande ist, den Lauf zu gleicher Zeit fest und unbeweglich zu halten, und der dadurch unvermeidliche Ruck wirft die Kugel, wer kann sagen wohin?

Percussionsschlösser sind nun, selbst bei Musketen, den Feuerschlössern weit vorzuziehen, weil sie erstens sicherer und schneller losgehen und auch nicht so leicht der Gefahr ausgesetzt sind, durch einen nur mittelmäßigen Regen unbrauchbar gemacht zu werden, aber auch bei Percussionsgewehren ist die Vorsicht nöthig, die Pistons (die kleine Röhre, auf welche das Zündhütchen aufgesetzt wird) besonders rein zu halten, damit sie sich nicht verstopft und das Abfeuern unmöglich macht.

Einen Piston- und Schraubenzieher sollte überdieß Jeder in seiner Patrontasche bei sich führen, und ebenso – ein fast noch wichtigerer Gegenstand – mehre besondere Pistons, die in das Gewehr passen, da es keineswegs so selten vorkommt, daß einmal ein solches Piston ausfliegt und dann nur sehr schwer wieder ersetzt werden kann. Noch eine Vorsicht ist bei den Percussionshähnen zu gebrauchen: – sie nicht ohne Zündhütchen auf das Piston niederschlagen zu lassen, wodurch sie, wenn sie gut gehärtet sind, leicht abspringen können. Die besten Zündhütchen für’s Feld, wo sie häufig der Nässe ausgesetzt werden, sind die sogenannten Kupferhütchen mit Metalldecken, die innen auf der weißen Masse noch ein kleines Kupferplättchen liegen haben.

Einfacher ist beim Feuerschloß die ganze Einrichtung, wo ein gewöhnlicher Feuerstein am Pfannendeckel herunter und die herausspringenden Funken in die mit Pulver gefüllte Pfanne schlägt. Aber auch hier erfordert es nicht allein besondere Aufmerksamkeit den Stein geschärft zu halten, sondern ihn auch so zu befestigen, daß er leicht und sicher und in seiner ganzen Breite gegen den Stahl schlägt. Am besten und festesten schraubt man ihn zwischen ein dünngeschlagenes, ihn halbbedeckendes Stückchen weiches Blei, was gerade die Breite der Hahnklammern hat. Die flache Seite des Steines kommt gewöhnlich unten hin, das ist aber nicht unumgänglich nöthig, sie kann auch nach oben kommen, nur muß der Stein selber fest und unerschütterlich sitzen und es ist gar wohl darauf zu sehn, daß jeder Theil einer Schärfe gleichmäßig gegen den Stahl anschlägt, was man durch langsames Hinunterlassen des Hahnes ergreifen und ordnen

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Friedrich Gerstäcker: Schießwaffen. Otto Wigand, Leipzig [1848], Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schie%C3%9Fwaffen-Gerstaecker-1848.djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)