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Da wird ein Schwindel offt verspüret,
Da folgt offt Ohnmacht auf das Bad,
Ja manchen hat der Schlag gerühret,
Weil er zu heiß gebadet hat.
Man braucht es laulicht und gelinde,
Und dergestalt sanfft abgekühlt,
Daß man die Wärme kaum empfinde,
So wird der rechte Zweck erzielt.
Darneben lebe man beym Baden
Sokratisch[1] und in Mäßigkeit,
Und meide, sich zu überladen,
Weil sonst die Cur nicht wohl gedeyt.

Ihr nun, die ihr hieher gereiset,
Gedencket stäts an eure Pflicht,
Daß ihr den Schöpfer danckbahr preiset,
Der dieses Heil-Bad zugericht.
So offt ihr trinckt, so offt die Fluthen
Euch über eure Glieder gehn,
So sucht den Brunnquell alles Guten
Mit Lob und Dancke zu erhöhn.
Laßt euch den heissen Quell entzünden,
Daß ihr nicht kalt und fühlloß seyd,
Den Schöpfer im Geschöpf zu finden,
Der dieses Gnaden-Bad verleyht.
So werdet ihr nach Wunsch genesen,
So ist die Cur an Leib und Geist
Euch nützlich und beglückt gewesen,
Und ihr seyd nicht umsonst gereißt.
GOtt will für diese Wunder-Gaben,
Die er so reichlich uns geschenckt,
Nur ein erkänntlich Hertze haben,
Das seiner beym Genuß gedenckt.


  1. Das ist: nüchtern und mäßig.
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_481.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)