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Hierbey ist anzumercken, daß zwar in einigen öffentlichen Sitten-Schriften, wie auch in Hellmunds Thermogr. p. 85 gemeldet wird, als ob um diese Zeit, nemlich in dem Jahr 1712, sich diese merckwürdige Geschichte in Wißbaden begeben habe, daß daselbst auf einem Jahr-Marckt ein gewisser Mensch mitten in dem Tantz von dem Teufel leibhaftig sey besessen worden. Es bestehet aber diese gantze Sache (laut vielen Augen-Zeugen, und selbst des damaligen Wißbadischen Medici und Physici) eigentlich nur in dem folgenden: Es befand sich in dem gedachten Jahr ein gewisser junger Manns-Mensch von einem Wißbadischen Dorfe auf dem Jubilate-Marckt in Wißbaden in einem Wirths-Hause. Da er sich nun durch übermäßiges Trincken und Tantzen sehr erhitzet hatte, so gerieth sein Geblüte in eine solche Unordnung und Toben, daß er mitten im Tantz plötzlich einen Zufall bekam, welcher einer fallenden Sucht ziemlich ähnlich war. Er wurde, weil alle Wirths-Häuser voller Leute waren, in das Hospital gebracht. Weil er nun in dem Hinführen über die Gasse sich sehr seltsam und fürchterlich geberdete, so gerieth das gemeine Volck auf den Wahn, er müßte von dem Satan leibhaftig besessen seyn. Und weil damals zugleich viele frembde Leute sich in Wißbaden befanden, so wurde dieses Vorgeben hier und dar sehr ausgebreitet. Es ist aber dieser Mensch in

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Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)