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umgeben hat. Sie heisset die Heidnische Mauer, weil sie noch aus dem Heidenthum herrühret, oder von den ehemaligen Heiden in Wißbaden erbauet ist. Da aber die Heiden, welche vormals Wißbaden bewohnet haben, theils Teutsche, theils Römer, wie oben bewiesen worden, gewesen sind, so fraget sichs nicht unbillig: von welchen Heiden denn eigentlich diese Mauer herrühre oder erbauet sey? Ob von den Teutschen oder von den Römischen Heiden? Die Antwort fällt hierauf ohne Bedencken, daß dieselbe von keinen andern, als den Römischen Heiden, erbauet sey. Der Beweis davon ist dieser: 1, haben die alte Teutschen, wie schon oben, aus den Römischen Geschicht-Schreibern berichtet ist, gar keine eigentliche verschlossene Städte, und also auch keine Stadt- noch Ring-Mauern, sondern nur allein schlechte und offene Flecken oder Dörfer gehabt. Sie liebten in allem, und also auch in Anrichtung ihrer Wohn-Stätten, ein freyes und uneingeschräncktes Wesen, und wollten sich in zugemachte Oerter nicht einsperren lassen. Daher sie auch, als nachmals die Römer einige ummauerte Städte und Festungen unter ihnen angerichtet, solche verabscheuet, und, wie Ammianus L. 16. c. 1. meldet, annoch im vierdten Jahrhundert nach Christi Geburt einen solchen Haß gegen dieselbe geäussert, daß sie solche vor Höhlen, welche mit Netzen umgeben wären, und vor die wilde Thiere

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Gottfried Anton Schenck: Geschicht-Beschreibung der Stadt Wißbaden. Franckfurt am Mayn: Johann Benjamin Andreä, 1758, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schenck_Wiesbaden_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)