seines Weges fuhr, sagten die Postillione zu ihrem Reisenden so und so: „Nicht wahr ich habe mich euer rechtschaffen angenommen? Mein Camerad wirds Niemand rühmen, wie ich ihm seinen Herren zerhauen habe. Aber diesmal kommts euch auch auf ein besseres Trinkgeld nicht an. Wenn’s der Fürst wüßte, sagte der Dinkelsbühler, es wäre ihm um einen Maxd’or nicht leid.“ Er sieht darauf, daß man die Reisenden gut hält.
Merke: es ist kein Geld schlechter erhaust, als was man armen Leuten am Lohn und Trinkgeld vorenthält, und wofür man gehauen oder sonst verunehrt wird. Für ein paar Groschen kann man viel Freundlichkeit und guten Willen kaufen.
Ein Rubel ist in Rußland eine Silbermünze, und beträgt 27 Batzen hin oder her, ein Imperial aber ist ein Goldstück und thut zehen Rubel, deswegen kann man wohl für einen Imperial einen Rubel bekommen, zum Beispiel, wenn man in den Karten neun Rubel verliert, aber nicht für einen Rubel einen Imperial. Allein ein schlauer Soldat in Moskau, sagte doch: „was gilts? morgen auf dem Jahrmarkt will ich mit einem Rubel einen doppelten Imperial angeln.“ Als den andern Tag in langen Reihen von Kaufläden der Jahrmarkt aufgieng, vor allen Ständen standen schon die Leute, lobten und tadelten, boten ab und boten zu, und die Menge gieng auf und gieng ab, und die Knaben grüßten die Mägdlein, kommt auf einmal der Soldat mit einem Rubel in den Händen. „Wem gehört dieser
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)