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Morgen. Wenn sich Abends dein Auge zum erquicklichen Schlummer schliesset: gute Nacht. Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, sagt er: wohl bekomms. Wenn du eine Gefahr noch zu rechter Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm dich in Acht, junges Kind, oder altes Kind und kehre lieber wieder um. Wenn du am schönen Maitag im Blüthenduft und Lerchengesang spatzieren gehst, und es ist dir wohl, sagt er: Sey willkommen in meinem Schloßgarten. Oder du denkst an nichts und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen, und naß in den Augen, und denkst, ich will doch anders werden, als ich bin, so sagt er: Merkst du wer bey dir ist? Oder du gehst an einem offnen Grab vorbey, und es schauert dich, so denkt er just nicht daran, daß du lutherisch oder reformirt bist, und sagt: Gelobt sey Jesus Christ! Also grüßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt.


3.


Man muß mit den Wölfen heulen. Das heißt: Wenn man zu unvernünftigen Leuten kommt, muß man auch unvernünftig thun, wie sie. Merke: Nein! Sondern erstlich, du sollst dich nicht unter die Wölfe mischen, sondern ihnen aus dem Weg gehen. Zweitens, wenn du ihnen nicht entweichen kannst, so sollst du sagen: Ich bin ein Mensch, und kein Wolf. Ich kann nicht so schön heulen, wie ihr. Drittens: Wenn du meynst, es sey nimmer anders von ihnen loszukommen, so will der Hausfreund erlauben, ein oder zweimal mit zu bellen, aber du sollst nicht mit ihnen beißen, und andrer Leute Schafe fressen. Sonst

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/278&oldid=- (Version vom 1.8.2018)