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kam zwar, entschuldigte sich aber zum voraus, viel polnisch verstehe er auch nicht. „Es geht hie zu Land nicht stark ab, sagte er, und es wird im ganzen Städtel schwerlich jemand seyn, der capabel wäre, es zu dollmetschen.“ „Wenn ich das wüßte“, sagte der Frieder, und schaute auf die Uhr, die er unterwegs noch an einem Nagel gefunden hatte, „so wollte ich ja lieber noch ein paar Stunden zustrecken bis in die nächste Stadt. Um neun Uhr kömmt der Mond.“ Der Thorhüter sagte: „Es wäre unter diesen Umständen fast am besten, wenn ihr gerade durchpassirtet, ohne euch aufzuhalten, das Städtel ist ja nicht groß,“ und war froh, daß er seiner los ward. Also kam der Frieder glücklich durch das Thor hinein. Im Städtlein hielt er sich nicht länger auf, als nöthig war, einer Gans, die sich auf der Gasse verspätet hatte, ein paar gute Lehren zu geben. „In euch Gänse,“ sagte er, „ist keine Zucht zu bringen. Ihr gehört, wenns Abend ist, ins Haus oder unter gute Aufsicht.“ Und so packte er sie mit sicherm Griff am Hals, und mir nichts dir nichts unter den Mantel, den er ebenfalls unterwegs von einem Unbekannten geliehen hatte. Als er aber an das andere Thor gelangte, und auch hier dem Landfrieden nicht traute, drei Schritte von dem Schilderhaus als sich inwendig der Söldner rührte, schrie der Frieder mit herzhafter Stimme: Wer da! der Söldner antwortete in aller Gutmüthigkeit: Gut Freund! Also kam der Frieder glücklich wieder zum Städtlein hinaus, und über die Gränzen.

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)