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bis an den Markstein geritten, und ich bin dir zu Fuß nachgetrabt den langen Berg hinauf, so reit ich jezt von hier weg bis gen Ballstall, Canton Solothurn, und das Fußgehen ist an dir. Als sie darüber sich ungeberdig stellte, und schimpfte und drohte, und nicht von dem Thierlein herunter wollte: „Frau das verstehst du noch nicht, sagte er, und ich nehme dirs nicht übel“, sondern hieb an dem Weg einen tüchtigen Stecken ab, und las ihr damit ein langes Kapitel aus dem Ballstaller Ehe- und Männerrecht vor, und als sie alles wohl verstanden hatte, fragte er sie: Willst du jezt mit welsche Hexe und gut thun, oder willst du wieder hin wo du hergekommen bist? Da sagte sie schluchzend: wo ich hergekommen bin, und das war ihm auch das liebste. Also theilte mit ihr der ehrliche Schweizer das Vermögen, und trennten sich von einander an diesem Gränzstein weiblicher Rechte, wie einmal ein bekanntes Büchlein in der Welt geheißen hat, und jedes zog wieder in seine Heimath. Deinen Landsmann, sagte er, auf dem du hergeritten bist, kannst du auch wieder mitnehmen.

Merke: Im Reich Hispania machens die Weiber zu arg, aber in Ballstall doch auch manchmal die Männer. Ein Mann soll seine Frau nie schlagen, sonst verunehrt er sich selber. Denn ihr seyd Ein Leib.


Der listige Steyermarker.


In Steyermark, ein wenig abhanden von der Straße, dachte ein reicher Bauer im lezten Krieg:

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/270&oldid=- (Version vom 1.8.2018)