Der Hausfreund sieht jezt im Geiste zu, wie der verständige und wohlgezogene Leser geschwind noch einmal den Artikel von den Planeten durchgeht, damit er besser verstehen kann, was nunmehro von den Fixsternen will gesagt werden, und wie er jezt auswendig die Planeten an den Fingern abzählt, und den Uranus am großen Zehen greifen muß, unten im Pedal, weil er zu eilf Planeten nur zehen Finger hat.
Für die Fixsterne zu zählen gibs nicht Finger genug auf der ganzen Erde, von Franz Ignaz Naroki, an, der jezt 120 Jahre alt ist, bis zum Büblein, das in die Schule geht. Denn wenn nur unser einer (der Hausfreund will sich für diesmal auch dazu zählen) in einer schönen Sommer oder Winternacht im Freyen steht, oder durch das Fenster hinausschaut, welch eine unzählbare Menge himmlischer Lichter groß und klein strahlen uns freundlich und fröhlich entgegen, ganz anders als wenn man ein paar Stunden nach Sonnen-Untergang von einer Anhöhe herab gegen eine große Stadt kommt, oder hinein reitet, und aus allen Häusern und aus allen Fenstern schimmern einem die Lichter entgegen, was doch auch schön ist. Das Auge kann sich nicht genug ersehen an solchem himmlischen Schauspiel, und weiß nicht welchen Stern es zuerst und am längsten betrachten soll, und es ist, als wenn jeder sagte: „Schau mich an!“ Unterdessen bewegen sie sich alle am Himmel fort, einige gehen schon am frühen Abend unter, und die ganze Nacht hindurch, und wenn früh schon die Morgenluft
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)