als wegen eines Frevels von der Obrigkeit sich strafen lassen, und nur eine Stunde des Thurmhüters Hausmann seyn. Deswegen dachte er: zwei Gulden und fünfzehn Kreuzer hat mir der Halunke schon mit Essen und Trinken abverdient; besser, ich gebe ihm noch zwei Gulden fünf und vierzig Kreuzer drauf, als daß ich das Ganze noch einmal bezahlen muß, und werde beschimpft dazu. Also gab er ihm die 2 fl. 45 kr., sagte aber: „Jetzt komm mir nimmer ins Haus!“
Drauf sagte man, habe es der Zirkelschmid in andern Wirthshäusern versucht, und die Ohrfeigen seyen noch ein oder zwei mal al pari gestanden, wie die Kaufleute sagen, wenn ein Wechsel-Brief so viel gilt, als das baare Geld, wofür er verschrieben ist. Drauf seyen sie schnell auf 50 Procent herunter gesunken, und am Ende, wie die Assignaten in der Revolution, so unwerth worden, daß man jetzt wieder durch das ganze Schwabenland hinaus bis an die bayrische Grenze so viele unentgeltlich ausgeben und wieder einnehmen kann, als man ertragen mag.
Hat der Scharfrichter von Landau früh den 17. Juni seiner Zeit die sechste Bitte des Vater Unsers mit Andacht gebetet, so weiß ichs nicht. Hat er sie nicht gebetet, so kam ein Brieflein von Nanzig am geschicktesten Tag. In dem Brieflein stand geschrieben: „Nachrichter von Landau! Ihr sollt unverzüglich nach Nanzig kommen, und euer großes Richtschwerdt mitbringen. Was ihr zu thun habt, wird
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/235&oldid=- (Version vom 1.8.2018)