Unterdessen näherte man sich einem Dorf, und einer sagte: das ist Bamlach. Da fragte der Fünfte: In welchem Monat essen die Bamlacher am wenigsten? Der Jud sagte: „Im Hornung, denn der hat nur 28 Tage.“
Der Sechste sagt: „Es sind zwey leibliche Brüder, und doch ist nur einer davon mein Vetter.“ Der Jud sagte: Der Vetter ist eures Vaters Bruder. Euer Vater ist nicht euer Vetter.
Ein Fisch schnellte in die Höhe, so fragt der siebente: „Welche Fische haben die Augen am nächsten beysammen?“ Der Jud sagte: Die kleinsten.
Der Achte fragt: „Wie kann einer zur Sommerszeit im Schatten von Bern nach Basel reiten, wenn auch die Sonne noch so heiß scheint?“ Der Jud sagt: Wo kein Schatten ist, muß er absteigen und zu Fuße gehn.
Fragt der Neunte: „Wenn einer im Winter von Basel nach Bern reitet, und hat die Handschuhe vergessen, wie muß ers angreifen, daß es ihn nicht an die Hand friert?“ Der Jud sagt: Er muß aus der Hand eine Faust machen.
Fragt der Zehnte: „Warum schlüpfet der Küfer in die Fässer?“ Der Jud sagt: Wenn die Fässer Thüren hätten, könnte er aufrecht hineingehen.
Nun war noch der Eilfte übrig. Dieser fragte: „Wie können fünf Personen fünf Eyer theilen, also daß jeder eins bekomme, und doch eins in der Schüssel bleibe?“ Der Jude sagte: Der Letzte muß die Schüssel sammt dem Ey nehmen, dann kann er es darin liegen lassen, so lang er will.
Jetzt war die Reihe an ihm selber, und nun dachte
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)