Die Cometsterne haben viel ähnliches mit den Planeten und drehen sich eben so wie sie um die Sonne herum. Aber sie sind auch wieder sehr von den Planeten verschieden. Sie werden nur selten sichtbar – sie haben keine so feste und kernhafte Masse als die Erde oder andere Planeten – sie sind mit einem schönen leuchtenden Schweif geziert. – Sie bedeuten ein großes Unglück.
Sage erstens, sie erscheinen viel seltener, als die Planeten, die alle Tage am Himmel auf und untergehen, denn sie sind nicht immer so nahe bey der Sonne oder bey uns, wie die Planeten. Nein, sondern sie sind rechte Nachtläufer und scheuen sich nicht in die Fremde zu gehen, wie manches Mutterkind sich scheut. Wenn so ein Stern einmal um die Sonne herum ist, und hat sich an ihr erwärmt, und einen kräftigen Sommer gehabt, so zieht er in einer langen langen Linie hinweg und in seinen Winter hinaus, weiß niemand wohin. Wenn er alsdann 30 oder 100 oder viele hundert Jahre lang immer weiter und weiter hinweg gezogen ist, und es fällt ihm ein, so kehrt er wieder um, damit er sich wieder einmal an der lieben Sonne recht erwärmen kann, und braucht wieder ebensoviel Zeit zu seiner Herreise, und selten einer, der ihn zum erstenmal gesehen hat, wartets aus bis er wieder kommt, sondern legt sich schlafen, und bekümmert sich nachher nichts mehr darum. Es ist aufgeschrieben, daß ein Comet im Jahr 1456, einer im Jahr 1531, einer im Jahr 1607, einer im Jahr 1682 gestanden sey. Weil nun immer von einer Zeit zur andern ein Zwischenraum von ungefähr 76 Jahren etwas mehr oder weniger verflossen war, so
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)