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das Nemliche. Wie der Gesell das Nemliche hört, springt er ebenfalls fort, und schickt den Lehrjungen. Der Lehrjunge läßt sich blenden von dem Geld, und denkt: „Ich wag’s. Gerathet es, und ich schneide ihn nicht, so kann ich mir für 4 Kronenthaler einen neuen Rock auf die Kirchweihe kaufen, und einen Schnepper. Gerathet’s nicht, so weiß ich, was ich thue,“ und rasirt den Herrn. Der Herr hält ruhig still, weiß nicht, in welcher entsetzlichen Todesgefahr er ist, und der verwegene Lehrjunge spazirt ihm auch ganz kaltblütig mit dem Messer im Gesicht und um die Nase herum, als wenn’s nur um einen Sechser, oder im Fall eines Schnittes um ein Stücklein Zunder oder Fließpapier darauf zu thun wäre, und nicht um 4 Kronenthaler und um ein Leben, und bringt ihm glücklich den Bart aus dem Gesicht ohne Schnitt und ohne Blut, und dachte doch, als er fertig war: „Gottlob!“

Als aber der Herr aufgestanden war, und sich im Spiegel beschaut und abgetrocknet hatte, und gibt dem Jungen die 4 Kronenthaler, sagt er zu ihm: „Aber junger Mensch, wer hat dir den Muth gegeben, mich zu rasiren, so doch dein Herr und der Gesell sind fortgesprungen? Denn wenn du mich geschnitten hättest, so hätt ich dich erstochen.“ Der Lehrjung aber bedankte sich lächelnd für das schöne Stück Geld, und sagte: Gnädiger Herr, Ihr hättet mich nicht erstochen, sondern, wenn ihr gezuckt hättet, und ich hätt’ euch ins Gesicht geschnitten, so wär ich euch zuvorgekommen, hätt euch augenblicklich die Gurgel abgehauen, und wäre auf und davon gesprungen. Als der fremde Herr das hörte,

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)