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für einen Hauswirth, der seinen Einquartirten für einen Stockfranzosen hält, ein groß Creuz, wenn er nicht französisch mit ihm reden kann. Aber ein Bürger in Salzwedel, der im lezten Krieg einen Sundgauer im Quartier hatte, entdeckte von ohngefähr ein Mittel, wie man bald darhinter kommt. Der Sundgauer parlirte lauter Foutre Diable, forderte mit dem Säbel in der Faust immer etwas anders, und der Salzwedler wußte nie, was? Hätts ihm gern gegeben, wenn er gekonnt hätte. Da sprang er in der Noth in seines Nachbarn Haus, der sein Gevatter war und ein wenig Französisch kann, und bat ihn um seinen Beystand. Der Gevatter sagte: Er wird aus der Dauphine seyn, ich will schon mit ihm zurecht kommen. Aber weit gefehlt. Wars vorher arg, so wars jezt ärger. Der Sundgauer machte Forderungen, die der gute Mann nicht zu befriedigen wußte, so, daß er endlich im Unwillen sagte: Das ist ja der vermaledeyteste Spitzbube, mit dem mich der Boletten-Schreiber noch heimgesucht hat. Aber kaum war das unvorsichtige Wort heraus, so bekam er von dem vermeynten Stockfranzose eine ganz entsetzliche Ohrfeige. Da sagte der Nachbar: „Gevattermann! Nun laßt euch nimmer Angst seyn, der kann Deutsch.“


Der Fremdling in Memel.


Oft sieht die Wahrheit wie eine Lüge aus. Das erfuhr ein Fremder, der vor einigen Jahren, mit einem Schiff aus Westindien, an den Küsten der Ostsee ankam. Damals war der russische Kayser bey

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/167&oldid=- (Version vom 1.8.2018)