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In allen diesen und noch mehrern Städten sind sie Jahr aus Jahr ein mit großen Vorräthen von sehr kostbaren Kupferstichen und Landkarten zu finden. Ja eine Gesellschaft kam sogar bis nach Tobolsk in Asien, und eine andere, welche aber mißglückte, bis nach Philadelphia in Amerika, lauter Leute, aus dem armen Dörflein Pieve. Neben diesen stehenden Bilderhandlungen aber durchwandern noch viele andere von ihnen alle Länder von Europa, besonders Deutschland, Polen, Preussen, Holland, Dänemark, Schweden, Rußland, England und Frankreich. Alle Mannsleute in Pieve kennen diesen Handel und beschäftigen sich damit. Vor der französischen Revolution, als ihre Geschäfte am glücklichsten von statten giengen, war zur Zeit des Sommers, ausser Kindern und alten Greisen, keine männliche Person daheim, aber alle kamen mit wohlerworbenem Gewinn zurück. Die Weiber trieben unterdessen den Feldbau. Seit der Revolution und des Kriegs an allen Enden und Orten hat dieser lebhafte Handel sehr gelitten. Dennoch hat noch jede Familie von Pieve unaufhörlich einen Mann auf der Reise. Schon in der frühen Jugend begleitet der Sohn den Vater auf seinen Zügen, und wird dieser alt, so überläßt er dem Sohn das Geschäft, und bringt seine Jahre daheim in Ruhe und Wohlstand und mit Ehren zu.

Das sind die Bilderhändler von Pieve. Der rheinische Hausfreund kennt fast alle, die am Rhein auf und ab auf den Straßen sind, und zieht vor jedem den Hut ab.

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)