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Backsteine zusammen, hinter welchen alles Geld und Gold und Silber des Edelmanns eingemauert war. Der gute Mann hielt nun sein Eigenthum für verloren, wenigstens erwartete er, daß der feindliche Kriegsmann eine namhafte Theilung ohne Inventarium und ohne Commissarius vornehmen werde, ergab sich gedultig darein, und verlangte nur von ihm zu erfahren, woher er habe wissen können, daß hinter diesem Gemählde sein Geld in der Mauer verborgen war. Der Offizier erwiederte: Ich werde den Entdecker sogleich holen lassen, dem ich ohnehin eine Belohnung schuldig bin; und in kurzer Zeit brachte sein Bedienter – sollte man’s glauben – den Maurermeister selber, den nemlichen, der die Vertiefung in der Mauer zugemauert und die Bezahlung dafür erhalten hatte.

Das ist nun einer von den größten Spitzbubenstreichen, die der Satan auf ein Sünden-Register setzen kann. Denn ein Handwerksmann ist seinen Kunden die größte Treue, und in Geheimnissen, wenn es nichts Unrechtes ist, so viel Verschwiegenheit schuldig, als wenn er einen Eid darauf hätte.

Aber was thut man nicht um des Geldes willen! Oft gerade das nemliche, was man um der Schläge, oder um des Zuchthauses willen thut, oder für den Galgen, obgleich ein großer Unterschied dazwischen ist. So etwas erfuhr unser Meister Spitzbub. Denn der brave Offizier ließ ihn jezt hinaus vor die Stube führen, und ihm von frischer Hand 100, sage hundert Prügel baar ausbezahlen, lauter gute Valuta, und war kein einziger falsch darunter. Dem Edelmann aber gab er unbetastet sein Eigenthum zurück. – Das wollen wir

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)