das Roß mit Sporn und Hufeisen Schluck und Druck verschlingen, das findet man schon glaublicher, weil einem der kalte Schauer vom Kopf bis zum Nagel des Zehens über die Haut lauft, wenn man’s hört.
Bey allem dem muß so viel wahr bleiben, daß es in Asien und andern Welttheilen Eidexen von ein- bis anderthalb Fuß Länge giebt, die auf Bäumen leben, wie bey uns der Laubfrosch, und durch Hülfe von häutigen Auswüchsen auf beyden Seiten große Sprünge in der Luft machen, und von einem Baum auf den andern schießen können. Einige haben dabey nur zwey, andere vier Füße, sind unschädlich, und leben wie andere Eidexen von Insekten. Andere Basilisken und Drachen giebt es in Asien nicht, ausser unter den Menschen, wenn einer den andern gern mit dem Blick vergiften oder durchbohren möchte, und giftige Verläumdungen und Scheltworte über ihn ausgießt, wie man denn dergleichen auch schon in Europa und am Rhein will viele gesehen haben.
Diese Stadt heißt schon seit undenklichen Zeiten Leiden, und hat noch nie gewußt, warum, bis am 12 Jän. des Jahrs 1807. Sie liegt am Rhein in dem Königreich Holland, und hatte vor diesem Tag eilftausend Häuser, welche von 40,000 Menschen bewohnt waren, und war nach Amsterdam wohl die größte Stadt im ganzen Königreich. Man stand an diesem Morgen noch auf, wie alle Tage; der Eine betete sein: „Daß walt Gott“, der Andere ließ es seyn, und niemand dachte daran, wie es am Abend aussehen
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/116&oldid=- (Version vom 1.8.2018)