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Achtens und leztens, was denn eigentlich der Mond am Himmel zu verrichten hat. – Antwort: Was die Erde. Soviel ist gewiß, er erhellt durch sein mildes Licht, welches der Wiederschein von seinem Sonnenschein ist, unsere Nächte, und sieht zu, wie die Knaben die Mägdlein küssen. Er ist der eigentliche Hausfreund und erste Kalendermacher unserer Erde, und der oberste General, Nachtwächter, wenn die andern schlafen. Hinwiederum scheint die Erde mit ihrem Sonnenglanz, in wechselndem Licht, an die finstere Halbkugel des Monds, und erhellt ihre lange, lange Nacht. Was will der geneigte Leser sagen! Sieht man nicht in den ersten Tagen des Neulichts, wenn der Mond noch wie eine krumme Sichel am Himmel steht, sieht man nicht auch den übrigen dunkeln Theil seiner Scheibe, oder seine Nacht durch einen schwachen grünlichen Schimmer erhellt. Das ist eine Wirkung des Sonnenscheins, der von der erleuchteten Halbkugel unserer Erde auf den Mond fällt, oder ist der Erdschein im Mond.

Zudem ist es gar wohl möglich, daß auch jener Weltkörper allerley vernünftige und unvernünftige Geschöpfe von kuriosen Gestalten und Eigenschaften beherbergt, die uns alles besser sagen könnten, und die sich in ihrer Nacht auch über den milden Erdschein freuen. Vielleicht glauben die einfältigen Leute dort auch lange her, die Erde gehe um den Mond herum, und sey blos wegen ihnen da, und wir könntens ihnen auch besser sagen.


(Die Fortsetzung folgt.)
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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/090&oldid=- (Version vom 1.8.2018)