an den Sternen. Wie wenn man einen langsam gehenden Postwagen aus weiter Ferne beobachtet, meint man er stehe still. Wenn man aber bemerkt, wie er doch nicht immer neben dem nemlichen Baum an der Straße sich befindet, sondern nach ein paar Minuten neben einem andern, so erkennt man, daß er nicht still steht, sondern auf die Station geht. Wenn er aber in einem großen Kreis um den geneigten Leser herum führe, so müßte er doch zuletzt wieder zu dem nemlichen Baum kommen, bey welchem er zuerst stand, und daran müste man erkennen, daß er jezt seinen Kreislauf vollendet hat, also auch der Mond. Er hält sich nicht jede Nacht bei dem nemlichen Sternlein auf, wenn’s noch so schön ist, sondern er rükt weiter von einem zum andern. Am andern Abend um die nemliche Zeit ist er schon um ein beträchtliches vorgerükt, aber ohngefähr in oben benannter Zeit, etwas früher kommt er wieder zu dem nemlichen Stern, bei dem er zuerst stand, und hat seinen Kreislauf um die Erde vollendet.
Fünftens, da sich der Mond also um die Erde bewegt, so ist daraus leicht abzunehmen, was es mit dem Mondwechsel für eine Bewandniß hat. Der Neumond ist, wenn der Mond zwischen der Sonne und Erde steht aber etwas höher oder tiefer. Alsdann ist seine ganze erleuchtete Hälfte oder sein Tag gegen die Sonne gekehrt, und seine Nacht schaut herab gegen uns. Vom Neumond an, wenn der Mond auf seinem Umlauf zwischen der Sonne und Erde heraus tritt, und sich gleichsam mit ihnen in den Triangel stellt, erbliken wir zuerst einen schmalen Streif
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/086&oldid=- (Version vom 1.8.2018)