an seinem Ort, so dreht sich ja die Erde um ihre Axe, daraus erfolgen in Rüksicht auf den Mond die nemlichen Erscheinungen, wie bey der Sonne, und wenn von ihm ein langer gelber Faden ohne Ende auf die Erde herabreichte, und auch an dem Cruzifix im Felde angeknüpft würde, so müste sich der gelbe Faden ebenfalls in 24 Stunden um die Erde herum legen. Aber der Mond ist deßwegen nicht um die Erde herum gegangen, sondern die Erde durch die Umdrehung um ihre Axe hat den Faden selber an sich aufgewunden.
Drittens, der Mond muß auch sein Licht und sein Gedeihen von der Sonne empfangen. Eine Hälfte seiner Kugel ist erhellt, die gegen die Sonne gekehrt ist, die andere ist finster. Damit nun nicht immer die nemliche Hälfte hell, und die nemliche finster bleibe, so dreht sich der Mond wie die Erde ebenfalls um sich selber oder um seine Axe, und dem Hausfreund thut die Wahl weh, will er sagen in 27 Tagen und 8 Stunden, oder in 29 und einem halben Tag. Denn beides ist richtig, je nachdem man’s ansieht. Wir wollen aber sagen in 29 und einem halben Tag, weil’s die Calendermacher so ansehen. Daraus folgt, daß in dieser langen Zeit der Tag und die Nacht nur Einmal um den Mond herum wandeln. Der Tag dauert dort an Einem Ort so lange als ungefähr 2 von unsern Wochen und eben so lang die Nacht, und ein Nachtwächter muß sich schon sehr in acht nehmen, daß er in den Stunden nicht irre wird, wenn es einmal anfängt 223 zu schlagen oder 309. – Aber
Viertens, der Mond bewegt sich in der nemlichen Zeit auch um die Erde. Dies sieht man abermal
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/085&oldid=- (Version vom 1.8.2018)