im nächsten Dorfe ausgegeben, und nichts mehr übrig habe. „Wenns nur nicht so weit von meinem Quartier wäre,“ sagte hierauf der Husar, „so wäre uns beiden zu helfen; aber wenn du hast nichts, ich hab nichts; so müssen wir den Gang zum heil. Alfonsus doch machen. Was er uns heute beschert, wollen wir brüderlich theilen.“ Dieser Alfonsus stand in Stein ausgehauen in einer alten, wenig besuchten Kapelle am Feldweg. Der Landmann hatte Anfangs keine große Lust zu dieser Wallfahrt. Aber der Husar nahm keine Vorstellung an, und versicherte unterwegs seinen Begleiter so nachdrücklich, der heil. Alfonsus habe ihn noch in keiner Noth stecken lassen, daß dieser selbst anfieng Hoffnung zu gewinnen. Vermuthlich war in der abgelegenen Kapelle ein Camerad und Helfershelfer des Husaren verborgen? Nichts weniger! Es war wirklich das steinerne Bild des Alfonsus, vor welchem sie jezt niederknieten, während der Husar gar andächtig zu beten schien. „Jezt, sagte er seinem Begleiter ins Ohr, jezt hat mir der Heilige gewinkt.“ Er stand auf, gieng zu ihm hin, hielt die Ohren an die steinerne Lippen, und kam gar freudig wieder zu seinem Begleiter zurück. „Einen Gulden hat er mir geschenkt, in meiner Tasche müße er schon stecken.“ Er zog auch wirklich zum Erstaunen des andern einen Gulden heraus, den er aber schon vorher bei sich hatte, und theilte ihn versprochenermaßen brüderlich zur Hälfte. Das leuchtete dem Landmann ein, und es war ihm gar recht, daß der Husar die Probe noch einmal machte. Alles gieng das zweitemal wie zuerst. Nun kam der Kriegsmann diesmal viel freudiger von dem Heiligen zurück. „Hundert
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/073&oldid=- (Version vom 1.8.2018)