In den langen dunkeln Wintertagen erleuchtete man die Stuben mit glühenden Kanonenkugeln, und die starke Ofenhitze daneben konnte doch nicht hindern, daß nicht die Wände und Bettstätten mit Eiß und Duft überzogen wurden.
Was für eine Hitze hingegen wieder die nemliche Menschen-Natur aushalten kann, das sehen wir schon an unsern Feuerarbeitern, zum Beispiel in Glashütten, Eisenschmelzen, Hammerschmidten, wo die Leute sich durch schwere Arbeit noch mehr erhitzen müssen. In Breitlingen, das ist eine Erzgrube am Tammelsberg in Sachsen, mußte das feste Gestein unter der Erde durch Feuer mürbe gemacht werden. Da sind nun viele schweflichte Theile und Dünste, die in Entzündung gerathen, und eine so erstaunliche und unerträgliche Hitze verursachen, daß die Bergleute selbst noch den Tag nach der Löschung des Feuers nakt arbeiten und alle Stunde innehalten und sich wieder abkühlen müssen.
Manche Personen, die in Krankheiten viel aufs Schwitzen halten, kriechen in einen heißdünstigen Backofen, wenn das Brod herausgenommen ist, lassen nur so viel Oeffnung zu, als zum Atemholen nöthig ist, und schwitzen so nach Herzenslust. Das mag nun freylich nicht viel nützen, und ein vernünftiger Arzt wird es nicht gros loben.
Wer das aber weiß, der wird nun folgende wahre Erfahrungen nicht mehr so unglaublich finden. Vier bekannte und berühmte Männer, ließen einst ein kleines Zimmer so stark erhitzen, als nur möglich war. Da kam die Hitze der Luft fast der Hitze des kochenden Wassers gleich. Und doch hielten dieselben sie 10
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/071&oldid=- (Version vom 1.8.2018)