sitzen bei einander und schreiben mit einander neue hoch deutsche Reimen, oder sinnreiche Räthsel. Zum Exempel, Adjunkt, sagt der Hausfreund: Rathet hin, rathet her, was ist das?
Der arme Tropf
Hat keinen Kopf;
Das arme Weib
Hat keinen Leib,
Die arme Kleine
Hat keine Beine.
Sie ist ein langer Darm,
Doch schlingt sie einen Arm
Bedächtig in den andern ein.
Was mag das für ein Weiblein sein?
Hausfreund, sagt der Adjunkt, wenn ihr mir einen Groschen leiht, so will ich euch, für dieses Räthsel ein paar Bretzeln kaufen. Den Wein, den wir dazu trinken, bezahlt ihr. Rathet hin, rathet her, was ist aber das?
Holde, die ich meine,
Niedliche und kleine,
Ich liebe dich, und ohne dich
Wird mir der Abend weinerlich.
Auch gönnst du mir,
Nachrühm’ ich’s dir,
Wohl manchen lieblichen Genuß;
Doch bald bekommst du’s Ueberdruß,
Und laufst zu meiner tiefen Schmach
Ein feiles Mensch den Juden nach
Und dennoch Falsche aus und ein,
Hörst du nicht auf mir lieb zu seyn.
Ihr errathets nicht, sagt der Statthalter, wenn ichs euch nicht explicire. Es ist eine Adjunkts Besoldung,
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/031&oldid=- (Version vom 1.8.2018)